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Künstler, wenn dein Atelier  aus den Nähten platzt, wenn du keine Post mehr kriegst, sondern Mahnungen, wenn keine Einladungen kommen, sondern Vorladungen, wenn wieder einmal deine besten Bilder unbeachtet bleiben, wenn du zu blöd bist, endlich in die Charts einzudringen, wenn du mal wieder den Goslarer Kaiserring nicht bekommst, wenn du den Goldenen Löwen von Venedig mal wieder nicht bekommst, wenn du mal wieder den längst verdienten Büchner-Preis nicht bekommst, wenn Vitali und Helmi Friedel dich übersehen, wenn Mr. Barr vom Moma NY wieder  nicht anruft, wenn deine beste Freundin Carla Sch.-H. von der Pinakothek dich verlässt, wenn die malenden mageren Sekretärinnen dir in fetten Galerien wieder den Platz wegnehmen, wenn dir die kleinen gekräuselten Arschlöcher vollfetter Verwerter dir deinen sauberen Samen rauben, wenn du das alles satt hast, (aber dafür keine Visionen mehr), wenn dich deine durchdesignten Bankologen in ihren Großraumsarkophagen plagen, wenn Rem Kohlhaas dich vertransformalisiert und Paule Kleihues dich mit seiner Wohnmaschine umfährt, wenn die Schockli-Brüder Herzog und Meuron dir an die Eier gehen, wenn Franco Gehry dich barockig überschwengelt, wenn Richy Meier dich minimalistisch verplättet, wenn dich die Ortners verwürfelkanten, wenn H.M.Unger dich kleinstkastriert, wenn dazu dein innerer Andreas Gryphius dich zudröhnt mit seinem ewigen alles ist eitel, von der Sohle bis zum Scheitel, wenn Juliane Schnabel in NY mit ihren zerdepperten Tellern dir den letzten Nerv raubt (als wäre die Welt nicht längst ein Scherbenhaufen), wenn dir dann Tschessini & Co ihr lahm-provencalisches Puppenstubengekünstel in die tropfende Nase zwiebeln und an die Schickiwelt verfüttern und dir mit ihrer Scheiße noch den letzten Notausgang  zustöpseln, wenn dein allerletzter Freund Olaf Mutzel dich allemacht mit seiner Dauerlitanei ?Ich krieg keinen mehr hoch? (und du nichts, aber auch gar nichts dazu sagen kannst als ?weißt du, ich hab im Krieg soviel Elend gesehen...?), wenn dir dein eigener maßgeschneiderter Datenanzug den letzten Röchler abdrückt, dass du dich ein letztes Mal für ein letztes Goodbye zum Spiegel schleppst  (den du noch nicht  bezahlt hast) und darin einen Fremden siehst, du also scheissalt geworden bist und dein Scheißputz bröckelt, ja Künstler, das putzt ungemein, wenn die gesammelte Scheiße dieser Welt dich zukotzt daß du platzt, und wenn der Scheißschnee dir die Ohren zustopft dass du dein eigenes Stöhnen nicht mehr hörst,... dann, Künstler, mach jetzt keinen Fehler!...Nimm jetzt nicht die letzten von Carla geliehenen 199 Euro! Renn jetzt nicht zu L-tours am Vickerlmarkt für einen last-minute-Flug nach Mallorca, nicht nach Ibiza, nicht nach Formentera, nicht nach Fuerteventura, nein, auch nicht nach Zypern, erst recht nicht nach Gran Canaria... Nein, Künstler, flieg nicht! Denn dir wird es nicht besser gehen. Die knallende Sonne wird dir den letzten Knaller ans Herz setzen zur letzten insulären Siegerehrung. Fluche wie du willst, mach alles, aber mach jetzt keine großen Fluchten: Flieh jetzt nicht zu Oma im Elbsandsteingebirge, sie wird dich wieder nur löchern, wann du endlich berühmt wirst. Du wirst ihr deine 34 Semester  Kunstgeschichte vorrechnen (aber sie kann von Haus aus immer noch besser rechnen  als du). Nein, Künstler, tu jetzt nur eins: SETZ DICH IN GANG! Setz dich in Gang NACH OSTEN! Egal wie. Per Anhalter, per Bus, per Bahn, oder per Biotonne, egal. Aber verlass jetzt den Staudengarten deiner selbstverschuldeten Scheiße. (Du bist kein  Gärtner wie Emil Hansen aus Nolde.) Setz dich endlich nach Osten in Gang! Weiter und weiter. Vergiss Uno und Unesco. Vergiss Rimini und Rialto. Vergiß Costa Blanca wie Roberto Blanco. Vergiss Bayern wie 1860. Vergiss Gott Geld wie Gottschalk & Co. Vergiß Brutto und Netto. Vergiß auch den Jauch. Vergiss Schumi wie Schimanski. Vergiss den gesamten gesammelten Schrecken des Okzidents. Und dann, Künstler, schleich dich an die letzten  schönen Schuppen ran. Schau ihnen mitten ins Gesicht. Und es wird dir wie  Schuppen aus den Haaren fallen: DIESE HÄUSER SIND. Sie sind gelassen. Auch du, Künstler, sollst dich jetzt SEIN LASSEN zur Gelassenheit. (Wenn du mehr willst als du wirklich brauchst, hast du nie genug.) Hier und jetzt, Künstler: Was zur Suche antreibt ist das Gesuchte! Heute. Die Magie dieser Häute, dieser Wände, kommt wie dein Karma zu dir, und aus ihrem Innern spannen sie ihre Wurzeln durch dich hindurch, mit allen Zellen, mit allen Zeiten verbunden. Und sie atmen DICH. Es atmet dich und du spürst einen Hauch des Himmels (und höher). Folge den Rissen, dem Rieseln der Mauern. Sie werden dich ergreifen. Und dein Daumennagel wird zum Fernseher und deinem Arsch wachsen plötzlich Ohren. Das Kindheitsglück von Knospen, Backen, Wellen. Und Wollen. Das Glück deiner ersten Liebe und  allerersten Male (So unbewusst wie deine erste Malerei). Du hörst die Geschichte flüstern. Du hörst die universalen Töne des Franz Assisi. Dich bekriecht die beseelte Riesenratte, jubelt dir stramm zu wie ein friedlicher Ministrant in roter Robe, so stramm wie ein/e Richter/in am  Bundesgerichtshof. Diese Ratten, diese Höfe - sie gehören dir, hören dir zu. Und die graue Hausmaus, sie wird zum Tiger. Und ruft: ?DU BIST DER SIEGER!  Ob Pferd oder Papagei: Mal dich frei! Mach! Zusammen können wir fliegen. In Flugscharen, aus Kellern, Kot und Kummer: Lallende Lippen zu heilenden Händen! ?Ich leuchte wie Celan? singt sie, die Maus, klar wie  Cherubim, hell wie Tschelibidache: ?Las los. Ostland  ist Nirwana-Land, ist höchste Frequenz des Lichts. Im Osten geht es auf, ja, aber auch dein Knopf, Mensch! Im Kreisen von Sonne und Mond, deiner Arme und  Beine umspannst du die Welt. EX ORIENTE LUX, Menschtier! Lass die Anmut des Alltags ran, Mann! Und alle Ratten werden Brüder. Bruder Schweigen und Schwester Heiterkeit, Bruder Imago und Schwester Intuition und ein Hauch Königlicher Baukunst umfängt dich mit froher Klosterruhe des jungen Albertus Magnus. Jetzt, endlich, Künstler, haucht sie dir den Silberstreifen Hoffnung in die tieferen Adern deiner von Farbspray verätzten Lungen. (Du hast ja die klassisch-humoristische Bildung des Abendlandes  aufgesogen wie Muttermilch, stramm wie Mutzel ). Aber schließ jetzt die Augen, Künstler, bleibe kurz bei denen, die keine Bleibe haben, und ein schöner  Schauer des Glanzes vom großen heroischen Strom der Geschichte mag dir in die  Nase kriechen wie adventliches Kindersingen. Deine  Nüstern möchten Schwingen wie die Ohren von Roberto Blanco, und für eine erhellende Schrecksekunde fühlst du  dich in der Höhle von Lascaux, damals, als du noch  Büffel jagtest, (und keine Galeristen), Stunde des großen Gefühls. Künstler, du kannst deine Mauern nicht beschreiben. Du kannst sie ahnen. Und sie tun sich auf als Kathedralen deiner Ahnen - als Strahlen neuen Geistes.Du bist etwas durcheinander, Künstler, doch du denkst: Konfusion ist Transfusion, ja Infusion. Die Leere des  Ostens hatte sich breit gemacht wie dein Hirn, doch jetzt: Die gelebten, darbenden Därme, sie gebären dich neu. Und es fließt ein Strom durch dich hindurch, der größer ist als du. Und du hörst es wie Schuppen aus deinen grauen Haaren fallen. Du hörst den großen Meister des Ostens, Wang I Chuan: ?Künstler, wenn deine Handlung einer Technik folgt, so bleibt sie leer...?Du siehst das Museum verblassen, diesen Hochsicherheitstrakt, gesichert wie Stammheim. Bist du drin, kommst du nicht mehr raus. In beiden Fällen gehst du tot. Ewiger Ruhm. Und die  Ratte rubbelt dir die Wange und macht ernst: ?Der Osten, mein Sohn ist MAO, aber auch TAO, das Tao der Liebe. Häng dich ein in das kosmische Schwingen des Alls und die Ratte hängt dir küssend am Mund: ?Künstler, du fühlst dich glücklich wie Franzi und Maria Marc 1913 in Sindelsdorf?. Und jetzt Künstler, weinst du. Dicke Tränen. Tränen, dick wie Thüringer Bratwürste. (Wann hast du zum letzten Mal geweint?) Und die Maus, ganz Übermut, zwickt dich in den Schwanz: ?Mensch, Künstler, altes Haus! Du bist fast so alt und faltig wie unsere Häuser. Aber du lebst. Wie sie. Und wir. Du allein bist der Herrscher  über das Jetzt. Und wir mit dir. Wenn du wissen willst, wie der Osten schmeckt: Beiss hinein! Ossis und Wessis - du kannst sie mischen wie du willst - sie bleiben doch bloß haarige Metaphern für den ganzen Zusammenhang. Aber die Mischung machts! Die Ermischung von Häusern, von Wänden, von Malerei, von Wasser und Erde und anderen Säften: Emotional erhebend, sexuell fördernd,  pädagogisch wertvoll. Endlich dämmert es. Wir sind nicht Form - wir sind Fähigkeit! Und es fällt dir wie ein Zacken aus der Bandschlaufe deines von 20 Milliarden Informationsbits gespeisten immergleichen Gedanken - und Gefühlslabyrinths: Dein CSU - Du, dein Tofu - Du. Dein Nazi-Du, dein Bazi-Du. Dein Buddhisten-Du, dein Nudisten -Du. Dein Sadisten -Du, dein Fatalisten -Du. Dein Päderasten -Du, dein Kritikasten -Du. Dein Hasch -Du, dein Wasch -Du. Dein Alk -Du, dein Kalk -Du ... Du fühlst dich von aller Überlieferung abgetrennt. Häuser, Bilder, die dir wie ein schlechter Scherz vorkamen, werden bedeutungsvoll. Du selbst bist neu..., aus einem Haufen von Gaunern und Verbrechern im Garten Eden angelangt. Jetzt sind wir die Architekten unseres eigenen Kunstwerks, das LEBEN heißt. Und siehe Künstler: Du willst nicht mehr manisch sein, nicht mehr mechanisch sein. Willst Liebe, Licht, willst Leben. Mit dem Frieden im Herzen wird jede Hütte zum Palast, werd ich zum Pferd ? wiehert die Maus und die Ratte fällt ein, anschwellend wie ein Bocksbeutel zum gregorianischen Gesang... und Hunde, Böcke (aus ihren Zwingern), Hühner (aus ihren KZs) befreit wie Bäche von Schnee und Eis, stimmen ihre Österliche Aufstehhymne an: ?Mensch, Künstler, wir sind du und du bist wir. Büchner, Kleist, Novalis...Beckmann, Munch, Klee... Die Alten Wilden des Wildparks West vermählen sich mit ostischer Morgenröte, mit Kandinsky, Kafka, Tolstoj, mit Tschechow, Baselitz und Richter und zeugen so die Neuen Helden der Neuen Welt: Wiege der Offenbarung. GO EAST!

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