Aktion Lebensborn
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Gewalt und Faschismus sind stille Phänomene. Sie kommen auf Filzpantoffeln daher. Sie spielen am Klavier das Ave-Maria. Es sind die Guten, die die Welt zerstören (Achternbusch).
Die Mitläufer, die Angepaßten, die Denkfaulen.
Die Dreißiger Jahre lehren uns, wie aus der Gruppendynamik von Autoritätsglauben und Anpassung eine Norm erwächst. Und wie durch Verinnerlichung, Gewöhnung und Einübung schließlich selbst Massenmord für viele Menschen normal erscheint.
In Wahr-Nehmung unserer letzten beiden Staatssysteme können wir Gemeinsamkeiten und Aporien schärfen. Wir erkennen, dass alte Gegensätze oft fragwürdig geworden sind: Rechts - Links, Außenseiter - Spitzenreiter, Leistungsträger - Behinderter...
Arbeit macht frei. Aber macht jede (nicht selbst bestimmte) Lohn-Arbeit wirklich frei? Müssen wir etwa in Zucht und Ordnung des ausgrenzenden Zensurensystems unsere Kinder immer noch zu Zahlen und Ziffern degradieren? 1925 tapferten die Schwarzhemdchen - Schutzstaffeln unserer Flicks, Krupps und Thyssens mit Kettensäge und Gasflasche ums Haus der Deutschen Kunst ...(Heute mit Baukran und Abrissbirne) und sangen Nix wissen, nix sehen, nur koofen?
20 Jahre später heißt die deutsche Nationalhymne: Wir haben nichts gewusst. Heute: Kann man nix machen?
Was tun. Da wird viel Geld verballert für Forschungsgremien und Werbeagenturen: Du bist Deutschland.
Aber Solidarität und Gemeinschaftsgefühl lassen sich nicht staatlich verordnen. Sie gründen in individueller Bildung und der Einsicht persönlichen Erlebens. Könnte Kunst das Vehikel sein, die verborgenen Gewaltstrukturen zu erkennen und eigene Sensibilität und Individualität zu stärken: Kunst als Mittel, die gegensätzlichen Impulse von Herrschsucht, Machtgier und - andererseits - Unterwerfungssehnsucht auszugleichen? Patient Deutschland: Die Konflikte nicht kosmetisch zudecken. Sondern zu lösen suchen.
Anpacken statt abkacken, wie die Jugend sagt.
Du bist Holocaust. Aber du bist auch Wagnis und Chance.
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